Helmut Lethen: „Stoische Gangarten“: Die realistische Mitte muss erfunden werden

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Der Essayist Helmuth Lethen fragt sich, wie es gelingen könnte, die politische Empörung wieder auf Eis zu legen. Kann es wirklich die Tugend der Gelassenheit richten?
Von Jens Hacke
Als Bücher noch die Lösung von Welt- und Lebensrätseln versprachen, war der Nimbus der Intellektualität ungebrochen. Opportunistisch oder heroisch, als Diener der Mächtigen oder im überzeugungsstarken Widerstand – diese Optionen wurden vielfach durchgespielt. Und jeder Streit um den Verrat der Intellektuellen bestätigte ihre Relevanz. Im Zeitalter des Postfaktischen scheint indessen Wahrheit zur rhetorischen Floskel zu verkommen oder lediglich für die eigene Auffassung in Anspruch genommen zu werden („truth social“). Die Intellektuellen bewegen sich in Rückzugsgefechten, während der prosaische Faktencheck zum TÜV des Sagbaren wird. Über Wahrheit zu streiten oder Ungewissheit zu ertragen, gilt als Hindernis für den zupackenden Problemlöser.

Trump will in Alaska binnen zwei Minuten wissen, ob Putin auf Frieden gepolt ist? Dann kennt er sein Gegenüber schlecht. Eine kleine Nachhilfe, den russischen Präsidenten und sein Reich betreffend.
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